Wer glaubwürdig sein will, muss den ständigen Dialog suchen

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„Wer glaubwürdig sein will, muss den ständigen Dialog suchen“ riet schon Heinz Goldmann, Kommunikationstrainer, großen deutschen Managern.

Ob da etwas Wahres daran ist, sollte jeder selbst herausfinden.

Mich hat der Dialoggedanke des amerikanischen Physikers David Bohm (*1917 in Pennsylvania; † 1992 in London) besonders fasziniert. Er war Wegbegleiter von Oppenheimer und Einstein und hat bedeutsame Beiträge zur Quantenmechanik und Relativitätstheorie geliefert.

Bohm hat Paradoxien in der Physik aufgegriffen und in die Kommunikation übersetzt. Er sah im Austausch mit Kollegen Grenzen der wissenschaftlichen Diskussion und wollte dem eine neue Kommunikationsform entgegensetzen: den Dialog.

Diese auf Verständnis basierende Alternative solle als Nährboden für Neues, Kreatives dienen und Konflikte überwinden lassen.

Dies abseits von Eitelkeiten und Machtspielen.

Hier ein kurzer Abriss:

Nach Ansicht von David Bohm sei der Kernpunkt einer Diskussion oft das „Gewinnen“, das so genannte „Recht haben“ und den anderen davon zu überzeugen. In einer Diskussion trage jeder seine Meinung vor, diese werde kritisch analysiert und dies ginge wie ein Ping-Pong-Spiel hin und her. In der Diskussion würde immer der „Stärkere“ gewinnen und der müsse nicht recht haben. Vielleicht habe auch keiner Recht. Beim Dialog nach David Bohm versucht keiner zu gewinnen.

Alle gewinnen.

„In einem Dialog versuchen also die Gesprächsteilnehmer nicht einander gewisse Ideen oder Informationen mitzuteilen, die ihnen bereits bekannt sind. Vielmehr könnte man sagen, dass die beiden etwas gemeinsam machen, das heißt, dass sie zusammen etwas Neues schaffen.“

Bohm sagte weiter: „Jede Gruppe, in der Probleme auftreten, muss diese kreativ lösen, wenn es ernsthafte Probleme sind. Nur auf die alte Art, durch Tauschhandel und Verhandlungen geht es nicht.“

Der Dialog im Sinne von David Bohm befasst sich mit Denkprozessen hinter den Annahmen, nicht nur mit den Annahmen selbst.

Der Dialog kann zu zweit, in kleinen und auch in großen Gruppen stattfinden.

Es bedeute gemeinsam zu denken, anstatt sich gegenseitig zu überreden oder zu überzeugen. Ziel sei es, das gemeinsame Denken ins Fließen zu bringen…  In einem ersten Schritt werden Meinungen ausgetauscht durch Zuhören und die Beobachtung eigener Reaktionen. Man überprüfe den Sinn der eigenen Annahmen und teile dadurch den Gedankeninhalt ohne völlig übereinzustimmen. In einem weiteren Schritt werden Ideen formuliert, die aufgegriffen werden durch Ergänzungen um das gemeinsame Denken ins fließen zu bringen.

Annahmen, Meinungen entstehen laut Bohm auf Grund von Notwendigkeiten – echten oder gefühlten Notwendigkeiten. Beim Dialog sei das Ziel, die verschiedenen Vorstellungen vom absolut Notwendigen, die im Widerstreit stehen, aufzudecken. Wenn beim Dialog solche gegensätzlichen, absoluten Notwendigkeiten ans Licht kommen, dann solle man sie betrachten, erkunden und dann in eine neue, kreative Phase eintreten.

Es werde Zeit brauchen, bis tief sitzende Annahmen ans Tageslicht kommen und es werde anfangs zu Frustration, Chaos und zu einer „bringt nichts“-Einstellung führen. Wichtig sei jedoch, durchzuhalten um Neues entstehen zu lassen. Anfänglich werden oberflächliche Themen besprochen werden, bei mehr Vertrauen tiefgreifendere Themen.

Dialogfähigkeit nach David Bohm bedeutet: – Zuhören können, aus einem inneren Schweigen heraus; – Das Gegenüber respektieren ohne Abwertung, Kritik oder Schuldzuweisung; – Die eigenen Gedanken, Emotionen und Meinungen laufend erkennen und beobachten, ohne dabei   selbstgerecht zu sein; – Die eigene Wahrheit aussprechen durch eine authentische Sprache, die das Gegenüber versteht.

Für Details ist weiterführende Literatur empfohlen (insbesondere „Der Dialog“ Bohm, David erschienen Klett-Cotta 2008, 5. Aufl). Die Methodik nach David Bohm wurde weiterentwickelt, Literaturtipps dazu sind leicht im Netz zu finden. Und empfehlenswert sind Trainings bei Benno Kapelari.  Dort habe ich die Dialogmethode kennengelernt. Es wurde als Hilfsmittel der „Sprechstein“ oder „Sprechstab“ verwendet, der ausschließlich jener Person die Möglichkeit eröffnete, das Wort zu ergreifen, die das Hilfsmittel in der Hand hielt. Diese Art der Übung erleichtert das Trainieren dieser Kommunikationsmethode .

Das kling alles nicht so leicht, ist aber doch so einfach!

Im Sparring ist die Methodik des Dialogs bestens einsetzbar und hilft den Gedankenaustausch zu einem wertvollen Gespräch entstehen zu lassen.

Hier noch ein kurzer Vergleich von Dialog und Diskussion:

Diskussion                                                                          Dialog

– Sachfragen, Probleme                                                  – unter vielen Teilen das Ganze erkennen
in Teile zerlegen

– Richtig von Falsch trennen                                         – Balance finden

– präzisiert                                                                          – weitet den Blick

– Unterschiede erkennen                                                – die Verbindung erkennen

– Annahmen verteidigen                                                 – Annahmen untersuchen

– Überreden, Verkaufen                                                  – Erkunden, Offenlegen

– Einigung auf eine Bedeutung                                      – Schaffen einer gemeinsamen Bedeutung

Meine weitere Empfehlung zu Kommunikationsmethoden ist die „Gewaltfreie Kommunikation“ von Marshall B. Rosenberg. Gewaltfreie Kommunikation